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Vom Fischstäbchen bis zum Baby-Blog – zwei Abende mit Barbara Ruscher

Die „Bundesgartenschau“ klang vielen Gästen des Comedy-Abends im Burghaus Bielstein sicher noch lange nach. Diesen Kult-Hit schenkte Barbara Ruscher den Besuchern als Zugabe, nach einem abwechslungsreichen, witzig-bissigen Abend mit der preisgekrönten Comedian aus Köln. Comedy, Kabarett, schräge Songs und ein witziger Babyblog gab es gleich an zwei Abenden mit ihr – beide ausverkauft.


Barbara Ruscher – Foto: Christian Melzer

Kreative Wortschöpfungen, sehr intelligent, mit einem sozialkritischen Touch, begleitet von einer großen Portion Humor und Witz – das ist Barbara Ruscher. Was passiert, wenn man in der Sushi-Bar ein Butterbrot aufs Laufband legt? Und wie viele Fischstäbchen essen die Deutschen in einem Jahr? Fragen, die Barbara Ruscher in ihrem Programm „Panierfehler! Ein Fischstäbchen packt aus“ im Burghaus Bielstein aufwarf – und teilweise sogar beantwortete. Mit satirischem Biss und überwältigendem Charme stellt sich Barbara Ruscher der Schnelllebigkeit unserer Zeit, dem Überangebot an Technik und dem Druck der Gesellschaft. Sie ist gern gesehener Gast zahlreicher Fernsehformate wie Nightwash, Otti’s Schlachthof oder Ladies Night. Die blonde Comedy-Lady aus Köln ist eine der wenigen Frauen, die sich in der Männerdomäne Kabarett/Comedy äußerst erfolgreich nach oben gespielt hat. Bei Comedy-Veranstaltungen hält man die Frauenquote gering – maximal eine Frau ist dabei, weiß Ruscher.

2002 hatte sie Premiere mit „Eiskalt erwischt“, 2005 folgte „Nackig! Der Kampf ums letzte Hemd“. In „Panierfehler! Ein Fischstäbchen packt aus“ geht es auch um Fischstäbchen, aber gerne erzählt sie auch über ihre Erfahrungen als Mutter in Köln-Sülz. Die Akademiker-Kinder hier heißen nicht einfach Jaqueline oder Kevin. Da kann Nachbarsjunge Sören-Wotan mit sechs Monaten schon „Atomkraftwerk“ sagen. Das Betreuungsgeld verdanken Eltern Christina Schröder – es war ihre Abwrackprämie zum Abschied, weiß Ruscher. Ob es irgendwann eine Abwrackprämie für die „Große Koalition“ gäbe, sei noch offen. Ein großes Trauma sei der Bofrost-Mann und dazu präsentiert sie auch gleich mal das Lied über Renate, Horst und die Eissplittertorte.

Ihr Freund wollte unbedingt einen Hund, erzählt Barbara Ruscher dem Publikum. Als Kompromiss habe sie ihm die Anschaffung eines Frosches vorgeschlagen. Der würde im Sommer die Fliegen von der Scheibe schlecken und „mit einem Tropfen Sidolin auf der Zunge sind die Fenster dann auch gleich geputzt – sozusagen als Frosch-Reiniger!“. Sie hat viele skurrile Geschichten dabei und dazu die passende Mimik. Sie beweist gerade in den musikalischen Einlagen ihr Händchen für allerlei Texterei, die noch bei allergrößter Albernheit mit gewitztem Schliff punktet. Schon sehr früh nimmt Ruscher Kontakt zum Bielsteiner Publikum auf. Ein Mann vorne rechts ist am Mittwochabend ihr Opfer. „Andreas, ich darf Dich doch duzen?“. Die uneheliche Tochter von Udo Lindenberg, wie sie sich selbst spaßeshalber bei einem Lied am Klavier bezeichnet, weiß wie sie ihrem Publikum immer wieder die Lacher entlockt. Und selbst zum Singen sinnfreier Texte animiert sie den größten Teil. Doch bei der Frage wer bei „Gesichtsbuch“ (Facebook) sei, traut sich kaum einer, dies zuzugeben. So erklärt sie dann mal kurzerhand, was „posten“ ist und erläutert die Grillmeister-App und die Liebesaktbewertungs-App, die ihr Freund neuerdings hat.

Die gelesenen Kapitel aus dem Tagebuch eines weiblichen Säuglings namens Mia, die schon im Mutterleib mit dem Bloggen beginnt und die Geburt mit den Worten beschreibt „Bin jetzt draußen. Alle weinen. Bin wohl hässlich“; sind grandios. Damit den Gästen im Burghaus die Peinlichkeit erspart bleibt, im Buchladen zu sagen, man hätte gerne „Fuck the mörchen“, hat Barbara Ruscher gleich mal einen Schwung mitgebracht. Und auch Andreas erhält ein handsigniertes Exemplar. Nach einem kurzweiligen Programm muss sie doch noch mal die beeindruckenden Toilettenräume im Burghaus – von denen schwärmt sie mehrfach an diesem Abend – inspizieren und beendet ihr Programm mit einem besonderen Schmankerl. Mit zäher Monotonie in Stimme, Mimik und im Rhythmus gleichförmig auf die Stuhllehne geschlagener Plastikröhren gibt sie ein: „Freie Liebe ungeniert. Blumen, Bienen, Sodomie, nur ich hab Pollenallergie – Bundesgartenschau, Bundesgartenschau“ von sich. Und nicht nur das bleibt noch lange in den Köpfen nach einem witzigen, kurzweiligen Abend.

Vera Marzinski

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Fotos: Vera Marzinski

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