Aller guten Dinge sind drei – auch im Burghaus Bielstein. Hier fand am Dienstagabend bereits die dritte Literaturveranstaltung in diesem Monat statt. Ein erwartungsfrohes Publikum empfing den amerikanischen Autor Jonathan Tropper, Marion Brasch (radioeins in Berlin) übernahm die Moderation, den deutschen Text las der Schauspieler Oliver Bootz, „Sieben verdammt lange Tage“ ist bereits der fünfte Roman von Tropper – zuletzt erschien sein internationaler Bestseller „Mein fast perfektes Leben“.
Von rechts: Oliver Bootz und Jonathan Tropper – Foto: Christian Melzer
Perfekt ist das Leben der Hauptfigur Judd Foxman nicht, denn er verliert innerhalb einer Sekunde alles: seine Frau, seinen Job, sein Haus. Dabei wollte er eigentlich seine Frau überraschen – und überraschte sie in flagranti mit seinem Boss. Das ist nicht genug – nun stirbt auch noch sein Vater, der sich eine Schiwa von seiner Familie gewünscht hat, eine siebentägige traditionelle Totenwache.
Den ersten Teil aus dem 26 Kapitel umfassenden Roman las Jonathan Tropper selbst – ganz up to date aus dem frisch herunter geladenen e-book. Hier wird erstmal die Familie vorgestellt. Vier Geschwister – drei Brüder und eine ältere Schwester. Auch Tropper selbst wuchs in ähnlicher Konstellation auf, aber er betont, dass die Personen in seiner Phantasie entstanden sind. Jeder Charakter ist jedoch für den Autor ein bisschen schauspielern. Als Autor gebe man immer ein Stück von sich selbst, verriet Tropper.
Der Protagonist Judd ist nicht der einzige in der Familie, der vom Leben gebeutelt ist. Seine Schwester Wendy ist nicht so glücklich mit ihrer Ehe und ihre Kinder machen das Leben auch nicht gerade einfacher. Dann der brave Bruder Paul der schon lange das Familienunternehmen übernommen hat, mit seiner Frau Alice, die unbedingt ein Kind will. Dazu kommt noch das schwarze Schaf der Familie – Nesthäkchen Phillip, der kaum Kontakt hat und gleich mit seiner Verlobten auftaucht. Komplett ist die Runde mit der Mutter Hillary, die in erster Linie Psychologin und Buchautorin ist und dann erst Mutter.
Schauspieler Oliver Bootz verlieh der Geschichte rund um das Familientreffen die deutsche Stimme an diesem Abend. Jonathan Tropper stellte fest: Die Geschichte klingt im Deutschen nicht nur viel länger – in Amerika ist das Buch auch nur halb so dick. Bootz. 1973 in Berlin geboren, machte eine Ausbildung zum Automechaniker und besuchte in Köln eine Schauspielschule. Bei einem Modelwettbewerb wurde er zum Gesicht 1991 gewählt. Bekannt ist er aus vielen TV-Filmen und spielte unter anderem in den MDR Tatort „Einsame Entscheidung“ , aber auch Rosamunde Pilcher Filmen.
Jonathan Tropper wurde am 19. Februar 1970 in New York City geboren. Er studierte an der NYU Literatur und Literarisches Schreiben und lebt heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in New Rochelle (New York). Er arbeitet hauptberuflich als Schriftsteller und hält Schreibseminare an der Universität. Allerdings lehrt er nicht anderen das Schreiben oder möchte sie zu Schreibern machen – vielmehr möchte er unterstützen, das Schreiben seiner Studenten zu verbessern. Dabei zieht er aber nie seine eigenen Romane heran und hat auch nie mehr als zehn Seminar-Teilnehmer. Für das Schreiben eines Buches benötigt er zwischen neun und zwölf Monaten. Mit Steven Spielberg schrieb er gemeinsam ein Skript für einen Film, der aber vorerst auf Eis gelegt ist. Etwas verlegen erzählte Tropper in Bielstein, dass Spielberg bei ihrem Kennenlernen sogar wusste, dass Tropper ihn in seinen Roman „This is where I leave you“ („Sieben verdammt lange Tage“) vorkommen lässt. Spielberg ist auch nicht ganz unbeteiligt daran, dass Warner Bros. die Filmrechte für die Verfilmung bereits hat – voraussichtlich in 2012 wird die Geschichte auch in den Kinos zu sehen sein.
Die Gäste im Burghaus erhielten einen ersten Einblick in ein Buch voll von besonderem Witz – jenem nämlich, der auch im Angesicht des Tragischen stets auf eine unnachahmlich ironische Art noch positiv wirkt. Nach der Lesung mit einem Abstecher zur Beerdigung und dem anschließenden Kaffeetrinken im Haus der Familie nahmen viele „Sieben verdammt lange Tage“ signiert von Jonathan Tropper mit um zu erfahren, wie das Familientreffen wohl weiter verläuft.
Vera Marzinski
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Fotos: Christian Melzer